Philipp Lahm (r.) und Co. hatten lange Zugriff auf die Juventus-Stars
Lahm spricht im Interview über eine perfekte Schablone, das Wiedersehen mit Mandzukic, Kimmichs Fehler und die Chancen für das Rückspiel.
Aus dem Juventus Stadium berichtet Niklas König
Geduldig beantworte Philipp Lahm in der Mixed Zone des Juventus Stadiums die Fragen der Medienvertreter. Davon gab es jede Menge. Gesprächsstoff war schließlich reichlich vorhanden nach dem 2:2 des FC Bayern in Turin.
Herr Lahm, sind Sie mit dem Resultat zufrieden?
Philipp Lahm: Absolut. Wenn man 2:0 führt, will man natürlich gewinnen. Insgesamt können wir aber zufrieden sein. Zwei Tore in Turin muss man gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft, die zuletzt 15 Spiele gewonnen und dann Remis gespielt hat, erstmal schießen. Darüber hinaus haben wir - insbesondere in der ersten Halbzeit - richtig guten Fußball gespielt.
In den ersten 45 Minuten sogar taktisch nahe der Perfektion ...
Lahm: Wir hatten eine Idee und die hat man gesehen. Wir haben nur eine Torchance von Mario Mandzukic nach einer Flanke zugelassen, hatten selbst große Chancen. Sich überhaupt solche Möglichkeiten zu erarbeiten gegen eine Mannschaft, bei der zwei Stürmer in der Mitte der eigenen Hälfte verteidigen und unsere defensiven Mittelfeldspieler decken, ist nicht einfach. Unser Plan ist sehr gut aufgegangen.
Wieso reichte es letztendlich nur zum Remis?
Lahm: In erster Linie, weil wir sie bei den Gegentoren eingeladen haben. Zudem ist Juve ein ganz starker Gegner, der solche Chancen ausnutzt. Dann kommt das Publikum dazu, wir spielen auswärts. Dennoch hatten wir zum Ende hin nochmal die besseren Möglichkeiten.
War Juve letztendlich der erwartet starke Gegner?
Lahm: Wir haben sie genau so erwartet wie sie gespielt haben. Daher hat die Schablone sehr gut gepasst - vor allem in den ersten 60 Minuten. Wir waren perfekt eingestellt, hatten eine klare Idee.
War Arturo Vidal Teil dieser Idee, um mehr Galligkeit ins Spiel zu bekommen?
Lahm: Eine Schablone hat nichts mit einzelnen Spielern zu tun, sondern nur mit der Mannschaft.
Wie genau sah Ihre Schablone denn aus?
Lahm: Wenn ich Ihnen das verrate, wird das jemand von Juve lesen. Dann bräuchten wir im Rückspiel eine andere Schablone.
Brauchen Sie nicht ohnehin eine neue?
Lahm: Die Schablone ist auf Juve zugeschnitten, nicht auf Hin- oder Rückspiel. Sie hat sehr gut funktioniert, also werden wir nicht so viel ändern. Wir haben eine klare Vorstellung, wie wir agieren müssen - auch gegen eine Fünferkette.
Haben Sie Jerome Boateng eigentlich heute vermisst?
Lahm: Ich vermisse jeden Spieler, der nicht im Kader sein kann. In der entscheidenden Phase der Saison braucht man alle Spieler an Bord. Wichtig ist trotzdem, dass sich diejenigen, die dabei sind, dem Erfolg unterordnen. Das haben wir getan. Die Mannschaft lebt, hat Team-Spirit.
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Es wurde im Vorfeld viel über die Körpergröße Ihrer Defensivspieler diskutiert. War das heute ein Problem?
Lahm: Nein, ich finde nicht. Vor zwei Jahren haben wir gegen Real im Rückspiel zwei Tore nach Standardsituationen bekommen. Ich habe damals zwar auch gespielt, trotzdem waren einige dabei, die über 1,80 Meter sind. (lacht) Wichtig ist, stets wach und konzentriert zu sein. Ob man das Kopfballduell tatsächlich gewinnt, ist wieder eine andere Sache. Man hat heute gesehen, dass wir defensiv bei Standardsituationen nicht wirklich Probleme hatten.
Joshua Kimmich war an beiden Gegentoren direkt beteiligt. Hat er internationales Lehrgeld gezahlt?
Lahm: Nein - und zwar, weil er wieder seht gut gespielt hat. So etwas passiert einfach im Spiel, das gehört zum Fußball dazu. Ansonsten hatte der Gegner kaum Chancen.
Wie stehen Ihre Chancen für das Rückspiel?
Lahm: Wir spielen in München. Wir wissen, was wir vor eigenem Publikum leisten können. Wenn man auswärts 2:2 spielt, ist man der Favorit.
Ärgern Sie sich dennoch über den verpassten Sieg?
Lahm: Klar ist ein bisschen Ärger dabei, weil wir nur ungern zwei Tore kassieren. Dabei braucht man sich eigentlich gar nicht ärgern, weil die Ausgangslange sehr, sehr gut ist.
Hat das Wiedersehen mit Mandzukic Spaß gemacht?
Lahm: Auf jeden Fall. Uns verbindet immer etwas, wir haben Unglaubliches zusammen geleistet.
Auch in den Zweikämpfen, bei den Pressschlägen und den anderen Szenen, die noch dabei waren?
Lahm: Man kennt ihn ja. (lacht) Es ist nichts Neues, dass er alles reinwirft. Aber genau so hat er uns geholfen, als er bei uns gespielt hat.
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