Chelsea mittendrin im Meisterschaftsrennen
Wenngleich Chelsea aktuell nicht selbst um den Titel mitspielt, hat man dennoch seine Finger im Spiel. John Terry steht derweil vor einem stressigen Karriere-Herbst.
Die Karriere von John Terry beim FC Chelsea wird sich wohl immer über ein 1:1 gegen Manchester United definieren lassen. Nicht das Remis vom Sonntag, wohl aber über die Erinnerungen an jene Nacht von Moskau im Mai 2008.
Sollte das jüngste Unentschieden gegen die Red Devils ebenfalls länger im Gedächtnis der Blues bleiben, dann genau aus zwei Gründen: zum einen wegen der schweren Verletzung von Kurt Zouma und zum anderen wegen der Schadenfreude, United im Titelkampf einen herben Dämpfer versetzt zu haben.
Das ist im Moment alles, was Chelsea tun kann: die Großen ärgern. Sie waren der englische Meister in der letzten Saison und haben nun ebenfalls wieder ihre Finger im Spiel, was die Meisterschaft anbelangt. Vor einigen Wochen besiegte man Arsenal, nun ärgerte man United.
Wenngleich man nicht mehr selbst um den Titel mitspielt, haben die Londoner dennoch einiges mitzureden, was den Kampf um die Krone anbelangt. Manchester City, Tottenham und Leicester gastieren alle noch an der Stamford Bridge und sollten gewarnt sein.
Einst 77 Heimspiele in Folge ungeschlagen
Doch bei all der Freude muss es schon etwas heißen, wenn Chelsea mittlerweile über ein Remis im eigenen Stadion glücklich ist - der Ort, an dem Jose Mourinho einst in 77 Liga-Spielen in Folge ohne Niederlage geblieben war. Die Voraussetzungen in den acht Jahren, seit man sich das letzte Mal im Finale der Champions League gegenüberstand, haben sich deutlich geändert. Wobei der Fall in den letzten acht Monaten gar noch drastischer war, nachdem Chelsea vom ersten auf den 13. Platz abgestürzt ist.
Will man der Partie etwas Positives abgewinnen, dann ist es die Tatsache, dass Chelsea aktuell die Mannschaft in der Premier League ist, die am längsten ohne Niederlage ist. Betrachtet man es von der anderen Seite, holte man zum ersten Mal seit 28 Jahren das vierte Remis an der Stamford Bridge in Folge.
Guus Hiddink sorgt für gemischte Gefühle und ist während seiner Amtszeit in London noch ungeschlagen. Doch wie John Terry es deutlich auf den Punkt brachte, ist es auch an der Zeit, eine Siegesserie zu starten. Mit dem Remis konnte man sich lediglich einen weiteren Punkt von Bournemouth absetzen.
Lässt man die Partie nochmals Revue passieren, machte Chelsea den Eindruck, als wolle man eher weiter ungeschlagen blieben, denn die Partie mit voller Entschlossenheit gewinnen. Die Ambitionen sind deutlich gesunken.
Pragmatische Aufstellung gegen United
Hiddink gilt vielmehr als Abenteurer im Vergleich der niederländischen Trainerschwergewichte, während man van Gaal als defensiven Kontrollfreak bezeichnen könnte. Diese Partie offenbarte genau das Gegenteil - United agierte positiv und bestimmt, Chelsea wirkte lange Zeit verklemmt.
Das lag mitunter aber auch an der pragmatischen Aufstellung. Einzig Oscar und Cesc Fabregas waren diejenigen Spieler, die für Kreativmomente sorgen sollten, während Eden Hazard für 54 Minuten auf der Bank platznehmen musste. Und selbst als der amtierende englische Fußballer des Jahres in die Partie kam, war dies zu Lasten von Oscar.
Während der Wunschtrainer von Roman Abramovich, Pep Guardiola, ab der kommenden Saison den Spielern von Manchester City die totale Fußballkunst lehren wird, konnte das Team von Hiddink in den letzten drei Partien nur zwei Tore erzielen. Beide kamen von Diego Costa, der sein erstes Spiel gegen Manchester United immerhin mit dem späten Ausgleichstreffer krönen konnte.
Hiddink ist aktuell auf einer Mission, die vorsieht, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Ab der kommenden Saison dürfte aber höchstwahrscheinlich ein anderer Trainer das Zepter an der Stamford Bridge schwingen.
Und dessen bevorzugte Aufstellung sollte nicht aus einer Kombination von Nemanja Matic und John Obi Mikel bestehen. Eine gewisse Stabilität ist ein wichtiger Punkt, in der Zukunft wird es aber vor allem auf eine ansehnliche Spielkultur ankommen.
Karriere von Terry im Sommer wohl beendet
John Terry wird zu dieser jedenfalls nicht zählen. Wie der 35-Jährige nach der Partie erklärte, gab und gibt es keine weiteren Gespräche mit dem Klub und die Zeit des Kapitäns und der Klub-Legende in London neigt sich weiter dem Ende entgegen.
Kurzfristig gesehen könnte Terry aber noch wichtiger werden, als im Moment. Nachdem Zouma ernsthaft am Knie verletzt zu sein scheint, dürfte die Innenverteidigung in der Zukunft wieder aus Terry und Kumpel Gary Cahill bestehen.
Viel mehr Kopfzebrechen dürfte Hiddink aber die Tatsache bereiten, dass im FA Cup mit Manchester City und im Achtelfinale der Champions League mit Paris Saint-Germain zwei schwere Aufgaben warten, die mit Hilfe des Franzosen um einiges leichter zu bewältigen gewesen wären.
Die Abschiedstour von Terry könnte damit turbulenter als gedacht werden. Und auch wenn es am Ende wohl nicht zur Meisterschaft reichen wird, drei Titel-Anwärter kommen noch nach London. Und dann heißt es auf eine positive Art und Weise: "Achtung! John Terry!
Die Gunners geben sich in Bournemouth keine Blöße, ein Weltmeister sorgt für den Dosenöffner. Diego Costa schockt derweil die Red Devils!
Am 25. Spieltag der Premier League ist dem FC Arsenal der erwartete Dreier beim AFC Bournemouth gelungen, Weltmeister Mesut Özil brachte die Gunners beim 2:0 (2:0) auf Kurs. Chelsea und Manchester United trennten sich mit einem 1:1 (0:0).
Leicester City gewann indes bei Manchester City mit 3:1 (1:0). Robert Huth glänzte dabei mit einem Doppelpack. Liverpool verspielte in Abwesenheit des erkrankten Jürgen Klopp derweil einen Zwei-Tore-Vorsprung und kam gegen Sunderland nur zu einem 2:2 (0:0).
FC Chelsea - Manchester United 1:1 (0:0)
Tore: 0:1 Lingard (61.), 1:1 Costa (91.)
In der 56. Minute war es plötzlich mucksmäuschenstill an der Stamford Bridge. Kurt Zouma war nach einem Luftduell unkontrolliert aufgekommen und zog sich dabei wohl eine Muskelverletzung in der rechten Wade zu. Der Franzose musste per Trage vom Platz befördert werden.
ManUnited nutzte die Schockstarre der Blues gnadenlos aus. Youngster Cameron Borthwick-Jackson flankte von links in die Mitte, wo Wayne Rooney auf Lingard ablegte. Die Nummer 35 der Red Devils zog drehte sich einmal um die eigene Achse und knallte den Ball sehenswert in den rechten Winkel - unhaltbar für Courtois (61.).
Zuvor hatte Chelsea mehr vom Spiel. Vor allem Willian und Oscar kombinierten sich immer wieder durch die Abwehrreihen der Gäste. Was fehlte war der gelungene Abschluss. Von ManUnited kam bis zur Halbzeit dagegen wenig Zählbares. Nach der kleinen Druckphase der Gäste drückten die Blues auf den Ausgleich und sollten dafür tatsächlich belohnt werden.
Daley Blind rückte aus der Viererkette, um Willian zu attackieren, rutschte aber weg, wodurch der Brasilianer Costa den Ball durchstecken konnte. Der Spanier ging auch mithilfe des hereingrätschenden Borthwick-Jackson an Schlussmann David De Gea vorbei und schob zum verdienten Ausgleich ein.
AFC Bournemouth - FC Arsenal 0:2 (0:2)
Tore: 0:1 Özil (23.), 0:2 Oxlade-Chamberlain (24.)
Mesut Özil hatte den ausgelassenen Jubel nach seinem Tor gerade beendet, da feuerte Alex Oxlade-Chamberlain schon das zweite Tor für die Gunners hinterher. Der Engländer zog von halbrechts mit einem Flachschuss unhaltbar an den langen Innenpfosten und machte damit alles klar. Zuvor knallte Özil die Kugel nach Kopfballvorlage von Olivier Giroud aus knapp zehn Metern volley in die Maschen.
Arsenal ruhte sich anschließend auf dem Doppelschlag aus und konzentrierte sich auf eine stabile Defensive. Bournemouth wurde dementsprechend aktiver und hatte mehr Spielanteile, doch Gefahr strahlte der Aufsteiger nur selten aus. Besonders beim Abschluss fehlte dem AFC ein ums andere Mal die nötige Präzision. Erst in der Nachspielzeit wurde es nochmals brenzlig für die Londoner: Zwei Mal musste Petr Cech hier parieren - und tat das auch glänzend.
Manchester City - Leicester City 1:3 (0:1)
Tore: 0:1 Huth (3.), 0:2 Mahrez (48.), 0:3 Huth (60.), 1:3 Agüero (88.)
Was für ein abgezockter Auftritt der Foxes! Leicester war gleich zweimal zum perfekten Zeitpunkt zur Stelle: Erst bugsierte Robert Huth nach nur drei Minuten einem Freistoß von Riyad Mahrez per Direktabnahme ins Tor. Nur drei Minuten nach Wiederanpfiff war Mahrez bei einem Konter nicht aufzuhalten und schockte City erneut. Besonders beim zweiten Treffer machte Martin Demichelis keine gute Figur.
In der Zwischenzeit überließ Leicester dem Gastgeber das Spiel, sorgte mit weiten Bällen auf Jamie Vardy aber immer wieder für Entlastung. Manchester City konnte aus der Feldüberlegenheit kein Kapital schlagen und sorgte nur selten für Torgefahr. Stattdessen schnürte Huth nach einer Stunde einen Doppelpack und entschied damit nicht nur das Match, sondern krönte einen beeindruckenden Auftritt des Überraschungsteams.