Viele Experten schwärmen gerade von Thomas Tuchel. Der neue Trainer macht Borussia Dortmund zur zweiten Ballbesitz-Maschine neben dem FC Bayern. Kein Wunder, meint TV-Experte Mehmet Scholl. Schließlich habe sich Tuchel vieles beim Münchner Kontrahenten abgeguckt.
Für ARD-Experte Mehmet Scholl hat dies vor allem einen Grund: Tuchel guckt von Bayern-Coach Pep Guardiola ab.
"Das kommt mir alles bekannt vor. So wie Thomas Tuchel das System umgebaut hat - das hat Pep in seinem ersten Jahr in München auch brutal gemacht", meinte der Europameister. "Jetzt passen die Spieler zu seinen Wünschen. Darum sind Piszczek und Castro nicht dabei."
Essen mit Pep Guardiola in München
Während seines Sabbat-Jahres hatte der 41-jährige Tuchel den drei Jahre älteren Guardiola in München besucht. Die beiden gingen gemeinsam essen.
Eine Anekdote erzählt, dass sie in einem Restaurant Gläser benutzten, um auf dem Tisch Spielsituationen nachzustellen. Und dass Tuchel aufmerksam jedes noch so kleine Details aufgesogen habe.
Dortmund nicht zu bremsen – Trainer Tuchel beklagt dennoch ein Problem
Der neue BVB-Trainer und sein Münchner Kollege gelten taktisch und gemäß ihrer Spielphilosophie als Brüder im Geiste. Tuchel möchte - wie sein Kontrahent - seine Mannschaft am liebsten permanent in Ballbesitz sehen.
Das eigene Team soll aktiv sein, nicht nur gegen den Ball arbeiten mit Pressing und Gegenpressing. Also so, wie es es fast ausschließlich unter Vorgänger Klopp tat.
BVB hat System schon verinnerlicht
Etliche Beispiele belegen, wie schnell die Dortmunder Mannschaft dieses System, von dem Scholl sprach, verinnerlicht hat. Sie geht nur noch in Tempodribblings, wenn es wirklich Sinn ergibt, wenn die gegnerische Abwehr dafür hergerichtet ist.
Doch bis zu diesen Zeitpunkt spielt sie sich den Ball in einem stoisch ruhigen, meist von Dreiecken geprägten Flachpassspiel hin und her. So arbeitet sich Dortmund beharrlich bis vor den Fünfmeterraum. Es ist ein Spiel, das unter Guardiola einst Tiki-Taka genannt wurde.