Sie tanzen wieder: Borussia Dortmund ist gut in die Saison gestartet
Vier Spiele, vier Siege: Borussia Dortmund könnte wieder ein echter Herausforderer von Bayern München werden. Die Neuauflage des deutschen Clásico wäre ein Segen für die Bundesliga.
Es ist zu früh und noch längst keine unabweisbare Tatsache, die den Panzer durchdringen könnte, den die Macher der Bundesliga gewohnheitsmäßig über ihre Träume legen. Nur die Fans dürfen träumen, sagen sie, auch wenn die stets dasselbe träumen. Und so nehmen sie sich jeden Samstag immer wieder gehorsam in die Pflicht. Sie äußern sich stets „seriös“, ihr Lieblingswort, nur den eigenen, professionellen Erwartungen verpflichtet. Denn sie fürchten, dass ihnen jeder zu früh ausgesprochene und dann zerplatzte Traum wie eine Gewinnwarnung um die Ohren fliegt.
Und so wird auch niemand bei Borussia Dortmund in Worte fassen, weder heute noch in den kommenden Wochen, wovon die Fans in der schwarzgelben Wand und in ihren kleineren Auswärtsablegern schon wieder träumen. Und insgeheim natürlich auch Spieler, Trainer, Manager und Vorstände: von der Rückkehr als Herausforderer des FC Bayern München, von einem Comeback des deutschen Clásico und von der Meisterschaft.
Für die Neuauflage des deutsch-deutschen Fußballduells gibt es zwar immer noch keinen deutschen Begriff, sie wäre allerdings ein Segen für die Liga. Ein Anfang ist vom BVB immerhin schon gemacht mit vier Spielen, vier Siegen und in jedem Spiel durchschnittlich (fast) vier Toren. Diese eindrucksvolle Bundesliga-Startbilanz des neuen Trainers Thomas Tuchel macht im Nachhinein aber auch deutlich, wie notwendig und richtig es war, dass die Borussia nach sieben Jahren mit Jürgen Klopp auf einen neuen Impuls gesetzt hat. Mit neun Pflichtspielerfolgen nacheinander hat der Nachfolger der BVB-Ikone gezeigt, wie viel Klasse noch immer in diesem Kader steckt - und was für eine Frische.
Sicher ist nach dem vierten Spieltag aber auch: Die Dusel-Bayern sind zurück. Schon lange hat der Serienmeister kein so lachhaftes Elfmeter-Geschenk mehr gebraucht, um in der letzten Minute ein Spiel in der Bundesliga zu gewinnen. Und schon gar nicht, um am Tabellenführer dranzubleiben. Ohne die von Thomas Müller genutzte Extrachance vom Elfmeterpunkt zum 2:1 wäre Dortmund jetzt schon mit zwei Punkten voraus und nicht wie aktuell allein wegen der besseren Tordifferenz.
Schon vorab den roten Teppich ausgerollt
Ganz nebenbei sei gefragt, weshalb die Spielplanplaner bei der Deutschen Fußball Liga der deutschen Übermannschaft zum Saisonstart eigentlich vorab den roten Teppich mit gleich drei Heimspielen in den ersten vier Partien ausgerollt haben. Dramaturgisch ist es jedenfalls ein unerklärliches Eigentor, wenn es auf dem Papier kein Spitzenklub leichter hat, in die Saison zu kommen, als ausgerechnet der mit Abstand allerbeste. Es war kein Kunststück, vier Bayern-Siege nach diesen ersten vier Spielen vorauszusagen.
Und mit Leverkusen, Wolfsburg und schließlich Dortmund werden den Bayern bis zum achten Spieltag dann auch noch die vermeintlich größten Konkurrenten freundlicherweise zu Hause serviert worden sein. Nach den Erfahrungen der Vorjahre hätte man sich jedenfalls nicht wundern müssen, wenn die Titelvorentscheidung schon zu diesem Zeitpunkt wieder gefallen wäre. Dass die Bundesliga jetzt aber immerhin auf ein bisschen Spannung hoffen darf, ist schon jetzt ein Verdienst des erneuerten BVB, vielleicht sogar ein bleibendes.
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