Kingsley Coman hat bei Bayern München sofort beeindruckt. Nein, damit ist nicht sein Kurzeinsatz gegen Augsburg in der Bundesliga gemeint. Auch nicht seine Leistung in Piräus in der Champions League.
Guardiola schafft Platz für Costa und Coman
Der 19 Jahre junge Franzose sagte bei der ersten Pressekonferenz, er sei ein Spieler, der "den Unterschied macht – und zwar in jeder Minute des Spiels." Beeindruckendes Selbstbewusstsein für einen jungen Offensivspieler, der zwar hochtalentiert ist, aber in seiner Profilaufbahn gerade erst die Startblöcke verlassen hat
Coman passt zur Einkaufsstrategie der Bayern und gleichzeitig zur Neuausrichtung der Münchener in der Anfangsphase dieser Saison. Lange schien sich Cheftrainer Pep Guardiola dagegen zu sträuben, seine Taktik in größerem Maße auf Einzelaktionen von bestimmten Offensivspielern auszurichten.
Doch momentan schafft sein System statt eines engen taktischen Korsetts oftmals nur Grundstrukturen, damit beispielsweise ein Flügeldribbler wie Douglas Costa in den offensiven Zonen an den Ball gelangt.
Beim Spiel in Piräus wirkten die Bayern etwas zerrissen. Lediglich Thiago diente als Verbindungsstück im Mittelfeldzentrum. In diesen Fällen sind die Münchner erst recht von Individualisten abhängig – sei es nun der durchbruchsstarke Costa, Freikünstler Thomas Müller oder auch der Meister des Diagonaldribblings, Arjen Robben
Kingsley Coman brachte mit seiner Einwechslung viel Schwung ins Bayern-Spiel in Piräus
Mit Kingsley Coman hat Guardiola nun einen weiteren Spieler zur Verfügung, der über die Flügel sehr viel Gefahr ausstrahlen kann. Er sucht das Eins-gegen-eins. Er sucht den direkten Weg nach innen.
Mit ruhiger Ballbehandlung und durchdachten Körpertäuschungen probiert Coman ein ums andere Mal seinen Gegenspieler auf dem falschen Fuß zu erwischen und Torchancen zu kreieren.
Bisher konnte der 19-Jährige das in den insgesamt 67 Einsatzminuten nur ansatzweise unter Beweis stellen. Trotzdem war Coman in der Schlussphase in Piräus an zwei Toren beteiligt.
Den Treffer von Mario Götze bereitete er mit seiner Hereingabe vor. Gegen Landsmann Arthur Masuaku zog er zudem ein Foul im Strafraum und ermöglichte Müllers Elfmetertor.
Missverständnis bei Juventus
Coman sei "eines der großen Talente des europäischen Fußballs", sagt Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer. Das vermindert die Last auf den Franzosen nicht unbedingt und bestärkt diesen wohl eher im Denken, den Unterschied ausmachen zu können.
Unweigerlich kommt die Frage auf, ob man den selbstbewussten Dribbler bei Juventus, seinem vorherigen Club, unterschätzt hat? In Massimiliano Allegris 3-5-2- oder 4-3-1-2-Formationen agierte Coman, sofern er mal zum Einsatz kam, meist als eine von zwei Sturmspitzen.
Juve-System unpassend für Coman
Doch in der Serie A blieb der Jungstar ohne Treffer und verbuchte auch nur zwei Assists. Trotz seines Spielverständnisses und seiner guten Positionsfindung war Juves System nicht optimal für den Franzosen.
Ganz im Gegensatz zum aktuellen Ansatz bei Bayern München. Gerade aufgrund der Verletzungsanfälligkeit von Arjen Robben und der ungewissen Zukunft von Franck Ribéry könnte Coman direkt zum Zug kommen. Und mit Douglas Costa könnte er eine Flügelzange bilden, die zum Albtraum vieler Abwehrreihen wird.