Die Gunners streichen einmal mehr in der Runde der letzten 16 die Segel. Das befürchtete Debakel bei Barcelonas Ballermännern bleibt allerdings aus.
Ob John Hartson sich am Mittwochabend doch zwischendurch gefragt hat, ob er nicht das eine oder andere britische Pfund auf den FC Arsenal hätte setzen sollen? Der ehemalige Stürmer der Gunners hatte, wie so viele andere Fans und Experten, vor dem Rückspiel gegen den FC Barcelona im Achtelfinale der Champions League keinen Pfifferling mehr auf seinen Ex-Klub gegeben.
Hartson, der zwischen 1995 und 1997 für Arsenal stürmte und noch Arsene Wenger als Trainer in Nordlondon erlebte, hatte vor dem Duell, in das Barca mit einer 2:0-Führung ging, bei Goal gesagt: "Falls Arsenal das noch drehen sollte, wäre es vermutlich die größte Überraschung in der Geschichte der Champions League. Für mich stehen die Chancen, dass die Gunners den Rückstand aufholen bei 50:1. Aber ich werde mein Geld nicht verschwenden."
Mascherano rettet gegen Welbeck
Es gab im Camp Nou eine Phase rund um die 60. Minute, nach dem 1:1-Ausgleich durch Mohamed Elneny, in der Arsenal wach und voller Glauben an die Überraschung wirkte. Tatsächlich musste Javier Mascherano einmal mit einer klasse Abwehraktion in höchster Not gegen Danny Welbeck retten. Wer weiß, was passiert wäre, wenn hier der Engländer die Oberhand behalten und auf 1:2 gestellt hätte!
Stattdessen aber übernahmen anschließend die Katalanen wieder das Kommando. Und nachdem Neymar das zwischenzeitliche 1:0 besorgte hatte, drückten auch die Offensivkollegen Luis Suarez und Lionel Messi auf das Gaspedal und schossen mit ihren Treffern den 3:1-Endstand heraus.
Ein standesgemäßer Sieg für den Titelverteidiger also. John Hartson hatte es geahnt: "Arsenal hat keine Chance. Selbst wenn es mit 16 Spielern gegen elf Gegner anträte, käme es nicht weiter. Ich meine das nicht respektlos, es ist einfach diese Lücke, die zwischen beiden Mannschaften klafft."
Ganz so frappierend war der Klassenunterschied allerdings nicht. Barca agierte nicht in Top-Form, wenngleich man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Enrique-Elf in der Not noch hätte zulegen können. Und Arsenal präsentierte sich keineswegs wie das Kaninchen vor der Schlange.
Özil enttäuscht, ter Stegen sehr sicher
Die Gäste waren stets bemüht, nach Ballgewinnen konstruktiv nach vorne zu spielen. Vor allem Alexis Sanchez, ehemaliger Barca-Spieler, und Neuzugang Elneny wussten zu überzeugen und sorgten immer wieder für Nadelstiche. Der Chilene mit Dribblings und Pässen über rechts, der Ägypter mit gefährlichen Schüssen aus der Distanz.
Einer, der dagegen enttäuschte, war Mesut Özil. Der Weltmeister verarbeitete die Bälle, die er bekam, nur selten überzeugend. Vielmehr spielte er einige Fehlpässe und legte die Körpersprache an den Tag, die ihm viele Kritiker regelmäßig vorwerfen: Kopf gesenkt, Schultern nach unten hängend, stiefelte er kurz vor Ende des ersten Durchgangs über den Rasen.
Deutlich mehr Eigenwerbung betrieb, war Marc-Andre ter Stegen Barcelonas Pokalkeeper stand wieder zwischen den Pfosten und lieferte eine tadellose Vorstellung. Er war mehrfach zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Vor allem in der 81. Minute mit einer starken Doppelparade gegen Sanchez und Olivier Giroud. Per Mertesacker, der dritte Deutsche im Bunde, drückte 90 Minuten lang die Ersatzbank. Für ihn durfte in der Arsenal-Defensive Gabriel Paulista ran.
Am Ende war es die größere Klasse, die deutlich den Ausschlag zu Gunsten der Katalanen gab. Wer sich mit am Ende mit 5:1 durchsetzt, ist klar der verdiente Sieger dieser Paarung. Arsenal bleibt nur die Erkenntnis, dass man sich ersatzgeschwächt und trotz mieser Ausgangslage in Barcelona teuer verkauft hat.
Welbeck will von Barca lernen
Danny Welbeck sagte nach dem Spiel: "Wir hatten ein paar Chancen, die wir besser hätten nutzen müssen. Sie auf der anderen Seite sind mit ihrer Qualität unheimlich kaltschnäuzig. Davon müssen wir lernen."
Und wenn Arsenal diese Lektion lernt, wird John Hartson vielleicht auch sein Geld auf die Gunners setzen.
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